Freitag, 8. Oktober 2010

Wasserfälle des Hudson River



Der Hudson River entspringt im Naturschutzgebiet der Adirondack Mountains und windet sich als kleiner Flußlauf mit einzelnen Wasserfällen durch diese Bergwelt, bevor er die Einmündung des Flußes Mohawk erreicht. Danach fließt er als breiter Fluß an der



Stadt Albany, der Hauptstadt des Staates New York, vorbei, um sich anschließend in einer Fjordlandschaft weiterzubewegen. Die Mahican-Indianer nannten den unteren Flußabschnitt des Hudson River "Muh-he-kun-ne-tuk", "der Fluß, der in zwei Richtungen fließt", weil der Tidenhub des Meeres bei Eindringen der Flut das



Flußwasser in diesem Fjord bis nach Albany zurückfließen läßt, während es bei Ebbe zum Meer hin abfließen kann. Die Flußmündung befindet sich bei der Stadt New York. Zuvor bewegt sich der Fluß durch ein sehr breites und beschauliches Tal, das durch die Landschaftsmaler der Hudson River School mit ihren romantisch-religiös verklärten Gemälden festgehalten wurde.

Oberhalb der Einmündung des Mohawk in den Hudson River traf ich drei Wasserfälle an, die ich fotografisch dokumentierte. Bei der Ortschaft Lake Luzerne befindet sich die



engste Stelle des Hudson River. Hier stürzt sich der Fluß laut tosend durch einen Felsabschnitt, der vom Flußwasser zu einer Schlucht ausgebildet wurde, über die sehr



eindrucksvoll eine Bogenbrücke gespannt ist, von der aus auf die Wasserfälle
geblickt werden kann. Die Ortschaft Lake Luzerne entwickelte sich diesseits und



jenseits der Schlucht und kann die schöne Lage an diesem Wasserfall touristisch für sich nutzen. Diese dicht hintereinanderliegenden Wasserfälle hat man Rockwell Falls genannt.



Die vorherigen Fotografien zeigen die Rockwell Falls bei der Ortschaft Lake Luzerne. Bereits hier wurde die Antriebskraft des Wassers dazu genutzt, um Bewegungsenergie für den Betrieb einer Papiermühle zu nutzen. Etwas unterhalb dieser Engstelle verbindet sich der Sacandaga mit dem Hudson River, was aber noch nicht zu dieser Breite des Flußbettes führt, wie man sie nach der Einmündung des Mohawk River erleben kann, die etwas oberhalb von Albany aufzufinden ist.

Die Ortschaft Lake Luzerne gehört zum Einzugsgebiet der Stadt Glens Falls, bei der ebenfalls ein Wasserfall erlebt werden kann. Hier wurde, um die Wasserkraft durch einen



Damm mit angeschlossenen Wasserturbinen dafür zu nutzen, elektrische Energie zu erzeugen, ein Naturdenkmal beeinträchtigt. Die Cooper's Cave wird sich



nahe den Wassermassen befinden, die sich über die Felsmassen aus Schiefergestein nach unten stürzen. Ein Dammsystem staut das Wasser des Hudson und leitet es sowohl über die Felsabstürze wie in die Röhren und Kanäle, die zu Energiegewinnungsanlagen hinführen. Man hat eine Besucherplattform in der Nähe der Höhle geschaffen, die jedoch



weder eine Möglichkeit bietet, die Höhle gut zu sehen, noch ist es möglich, von dort aus die Wasserfälle in voller Aktion zu erleben. Dazu muß man sich auf die Flußbrücke begeben, die vom Ortsteil South Glens Falls zur Stadt Glens Falls über



den Fluß hinüberführt. Die seitlichen Brüstungen der Brücke wurden um hohe Eisengitter ergänzt, die sehr lästig dabei sind, die Wasserfälle zu erleben.



Offensichtlich hat hier die Angst, jemand könne in die Wasserfälle stürzen, zu einem Sicherheitsdenken geführt, das wenig attraktive Baulösungen hervorbrachte. Dem Tourismus schadet das und damit den Bewohnern der beiden Ansiedlungen.



Von der Stadt Glens Falls ist es nicht mehr weit bis zu den Hudson Falls nahe der Ansiedlung gleichen Namens. Wer ortsunkundig ist, hat erhebliche Probleme, diese



Wasserfälle aufzufinden. Auch hier haben Anlagen zur Wasserenergiegewinnung das Naturdenkmal stark beeinträchtigt. Es bereitet Probleme, die Wasserfälle in Aktion zu erleben, weil Dämme und Industriebauten den Blick versperren. Mit einiger Mühe



findet man jedoch am Ende eines Weges, auf dem Kanuten ihre Wasserfahrzeuge transportieren, wenn sie auf dem Fluß ihren Weg unterhalb der Wasserfälle fortsetzen wollen, eine Stelle, von der aus der naturbelassene Teil der Wasserfälle zu erblicken ist.



Die untergegangenen, zur Ruine verfallenen und die neu gebauten Industrieanlagen liegen interessant am Fluß, der durch ein Dammsystem reguliert wurde, das die Wasser zu den Wasserturbinen



leitet, die Strom erzeugen. Auch in Hudson Falls hat man es versäumt, den Ort besser für den Tourismus zu erschließen. Alle Einrichtungen sind bisher nur sehr marginal entwickelt und enttäuschen.



Oberhalb der Wasserfälle hat eine sehr lange, aus vielen Bögen zusammengesetzte historische Brücke die Zeiten überdauert. Sie wird derzeit nicht mehr genutzt und verfällt. Sie zu



restaurieren und Fußgängern zugänglich zu machen, bietet sich als gute
Infrastrukturmaßnahme an, um den Ort attraktiver zu gestalten.



Eine Parkanlage gibt es zwar, von der aus auf die historischen Bauanlagen und den Staudamm geblickt werden kann, aber der naturbelassene Teil der Wasserfälle ist nur sehr gut von dem Flußufer aus zu sehen, wo sich Industriegebäude befinden. Hier muß



kulturelles Engagement dazu führen, Zugang zu den historischen Bauanlagen zu erhalten, was zugleich die Möglichkeit bietet, die Wasserfälle ganz nahe zu erleben. Treppen und damit verbundene Stege sind bereits vorhanden, können aber immer noch nicht zur Besichtigung der Wasserfälle genutzt werden.



Unterhalb der Wasserfälle fließt der Hudson River als relativ breiter Fluß weiter und bildet, wegen der Gesteinblöcke, die im Wasser liegen, Stromschnellen heraus. Kleinere Inseln liegen im Fluß. Baumbewachsen trotzen sie gelegentlichen Hochwassern.

Karl-Ludwig Diehl